Kirgisistan vom 01.08.2019 – 8.08.2019

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Wir kommen an die Kirgisische Grenze, müssen unsere Pässe vorzeigen und abstempeln lassen. Dann ist das Fahrzeug dran, wir bekommen die Genehmigung das Fahrzeug 3 Monate im Eurasischen Raum fahren zu dürfen. Dann wird das Auto noch kontrolliert, wir müssen die Koffer und Taschen kurz zeigen und dann sind wir in Kirgisistan. Was ein Unterschied zu Usbekistan, immer wieder stellen wir auf dieser Reise fest, das mit dem Grenzübergang sich auch die Landschaft komplett ändert. In Kirgisistan gibt es plötzlich wieder eine “Landschaft” mit Bäumen, Bergen und Dörfer. Es ist unbeschreiblich und wir wissen sofort, das wir uns hier wohlfühlen werden.

Wir wollen in Richtung Pamirgebirge fahren und nicht in Osh der Grenzstadt übernachten. In Usbekistan haben wir bereits auf dem Markt das nötigste eingekauft, um uns selbst versorgen zu können. Paprikas, frische Kräuter, Nudeln, Tomatensoße, Kuchen, Melone, Wasser, Süßigkeiten für die Kinder und auch Vodka, denn das Usbekische Geld musste ausgegeben werden und wer weiß wen man noch auf der Route begegnet.

Ich habe gelesen, das man in Kirgisistan oftmals als Autofahrer von zum Teil falschen Polizisten angehalten wird, die Geld verlangen. Dieser Aufforderung sollte man auf keinen Fall nachkommen und die deutsche Botschaft anrufen. Kaum habe ich dies Bodo erzählt, hält uns eine Polizeistreife an. Er nimmt den Kfz Schein sowie den Führerschein und Bodo mit. Ich warte im Auto.

Nach einiger Zeit kommt Bodo zurück und erzählt mir, dass die Polizisten 100 $ von ihm haben wollten, er sei 65 km/h gefahren und darf nur 50 km/h fahren.

Gut das wir darüber gesprochen hatten, denn Bodo war sich erstens sicher, dass er nicht schnell gefahren ist und dann hat er ganz souverän den Polizisten 10$ angeboten aber darauf hingewiesen, das er die an den Uniformen angebrachten Namen der Polizisten aufschreibt und der deutschen Botschaft meldet. Da ließen sie ihn ziehen. ?

Durch diesen Zwischenstopp und auch der späten Abfahrt in Usbekistan entscheiden wir uns doch noch einmal für eine Übernachtung in einem Guesthouse. Wir fahren bis Gülchö. Dort finden wir eine Bleibe. Unser Zimmer besteht aus 2 Einzelbetten und alles ist recht einfach eingerichtet. Für alle Gäste gibt es ein Badezimmer, die Klobrille ist kaputt. Aber dafür können wir die Küche nutzen.

Ok, es ist dunkel und wir bleiben. Ich koche in der Küche ohne fließendes Wasser, Wasser schöpfe ich aus Eimern. Aber es gibt 2 Elektroplatten, auf denen ich Nudeln mit Tomatensauce koche. Lange nicht gehabt!

Zu uns gesellen sich drei Kirgisen.

Sie arbeiten bei einer Bank, einer kommt aus Osh, der andere aus Bishkek und der dritte wohnt am Rande vom 7134 m hohem Pik Lenin. Sie sind insgesamt 6 Monate hier und immer am Wochenende fahren sie zu ihrer Familie. Dies stellen wir uns schrecklich vor, aber für sie ist es Alltag. Wir kommunizieren mit Hilfe eines Übersetzungsprogramms, das zum Teil allerdings witzig übersetzt. Aber egal, so können wir uns wenigsten verständigen.

Wir holen die Flasche Vodka und trinken auf die Gesundheit, Kirgistan und die Freundschaft an.

2.8.2019

Wir frühstücken um 8:30, schon wieder mussten wir die Uhr um eine Stunde vorstellen. Dann geht es auf den Pamir Highway und wieder begeistert uns die Landschaft. Wir müssen zwei Pässe überwinden, einen mit 2400 m und einen mit 3600 m.

Hier oben auf 3615 m halten wir an für ein Erinnerungsfoto. Zwei Mädchen kommen gerade an und haben Stutenmilch in Ihrer Flasche zum Verkauf.

Sie schauen sich unser Auto interessiert an. Die Mädchen sind bunt bekleidet und haben wettergegerbte Wangen. Wir schenken ihnen einige Bonbons und sie freuen sich sehr. Natürlich machen wir auch ein Foto. Leider ist das auf der anderen Kamera.

Als wir losfahren wollen, springt der Volvo nicht mehr an. Die Luft ist zu dünn. Unglücklicherweise haben wir das Auto vor der Kuppe angehalten. Also schiebe ich mit den Mädchen zusammen das Auto rückwärts, so dass Bodo mit einer Wende wieder ein Stück den Berg hinunterfahren kann, um im 2. Gang zu starten. Dies Manöver klappt und jetzt heißt es nur nicht stehen bleiben und mit Schwung über die Kuppe. Die Mädchen winken uns hinterher.

Wir kommen unserem Ziel für diesen Tag näher. Wir sehen schon die hohen Gipfel des Pik Lenin. Das ist der höchste Berg im Pamirgebirge. Unten am Fluss möchten wir unser Lager aufbauen, umgeben von weiten Wiesen auf denen Pferde und Ziehen Weiden und riesigen Bergketten.

Doch ein Gewitter zieht heran, Es wird windig und kalt. Wir finden unseren Platz, er ist wirklich sehr schön.

Doch es dauert, bis wir bei dem Wind und der Kälte das Segeltuch aufgebaut und gespannt haben, um unser Abendbrot sicher geschützt einnehmen zu können.

Wir machen noch einen kleinen Spaziergang am trockenen Fluss entlang über die Wiesen zurück an zwei Pferdeherden vorbei.

Dann wird es Zeit fürs Abendbrot, denn es wird immer kälter.

Und kaum haben wir gegessen, beginnt es zu regnen. Der Himmel verfärbt sich dunkel und die ersten Blitze sind sichtbar. Es wird bitterkalt. Seit Wochen hat sich unser Körper an 35-40 Grad gewöhnt und jetzt plötzlich frieren wir extrem. Ja, wir sind auf einer Höhe von 3300 m, da wird es abends einfach kalt!

Wir ziehen alle unsere warmen Sachen an, die wir mitgebracht haben. Zum Schluss habe ich ein Unterhemd, ein T-Shirt, eine Wolljacke, meine Fleecewolljacke sowie meine Wollfleeceweste und natürlich auch eine Jeans und Socken an und friere immer noch.

So kriechen wir ins Auto in unser Bett und versuchen warm zu werden. Eng gekuschelt liegen wir unter zwei Wolldecken, aber selbst jetzt frieren wir noch.

Aber der Sternenhimmel ist herrlich und obwohl ich lange mit mir gezögert habe, gehe ich doch noch einmal raus um ihn mir anzuschauen. 180 Grad freier Himmel ohne Gebäude, das ist grandios. Ich sehe sofort eine Sternschnuppe, die ganz langsam gen Erde fällt und wünsche mir was. Nach der 2. Sternschnuppe und Wunsch krabbel ich wieder zu Bodo.

Am nächsten Morgen weckt uns die Sonne. Schnell raus zum Aufwärmen!

Bodo hört Wasser Rauschen und tatsächlich, als wir zum Flussbett gehen, sehen wir das Wasser langsam auf uns zufließen. Der gestern gefallene Regen der Berge ist nun bei uns im Tal angekommen, ein tolles Naturschauspiel. Die Pferde sind auch wieder da und trinken das frische Wasser. Einfach schön!

Und schön ist auch die Nachricht von Papa Fritz, das er wieder auf seinem Zimmer liegt und seine Werte besser sind. Der Wunsch an die Sternschnuppe hat sich erfüllt. ? Danke

3.8.2019

Wir fahren weiter, wir werden heute bis Jalal-Abad fahren und haben das Hotel Kok Art gebucht mit Dusche und schönem Bett.

Wir frühstücken direkt in Sary-Tash, in dem nächsten kleinen Dorf, in einem Café. Es ist ein einfaches Haus, eine junge Mutter steht hinter dem Tresen in einer Küche und spült. Ich frage, ob wir etwas Essen können, „Breakfast“, aber Sie versteht kein Englisch. Also sage ich Tschai und sie sagt Chicken, ich sage ok und Bodo fragt nach „Balik“ und auch das gibt es. So isst Bodo Fisch und ich Hühnchen mit frischem Salat und Bratkartoffeln, herrlich. Tee gibt es natürlich auch.

Ach, tut das gut, der Tee schmeckt auch und uns wird wieder richtig warm.

So ziehen wir nach und nach unsere Kleidung wieder aus und fahren los.

Auch von dieser Richtung aus ist die Landschaft wunderschön. Überall wieder sehen wir die kleinen Siedlungen in den Bergen, wo die Nomaden in Jurten oder auch zum Teil in ausgedienten Anhänger wohnen.

Die Pässe zurück sind schnell überfahren, die Stadt Osh wird wieder gemieden und am Nachmittag sind wir bereits in Jalal-Abad. Es ist herrlich zu duschen und das neue frisch gemachte Bett lädt zum Nachmittagsschläfchen ein. Wir bleiben im Hotel, lassen uns Lachmann (ein traditionelles Suppen-Nudelgericht) Mantis und Teigtaschen sowie Salat ins Hotel bringen und ruhen uns aus.

4.8.2019

Am nächsten Morgen fahren wir in die Berge, dort soll es Heilwasser geben.

Tatsächlich oben inmitten schöner Bäume ist ein Sanatorium. Zu Sowjetischer Zeit sicherlich gut besucht. Jetzt, da die meisten Russen nicht mehr im Land sind, erscheinen die Gebäude ziemlich heruntergekommen. Aber wir füllen uns das warme Wasser ab, das direkt aus der Erde nach oben kommt. Es schmeckt leicht salzig.

Dann geht es weiter. Wir kommen an einer Bushaltestelle vorbei, die auch den traditionellen Hut der kirgisischen Männer trägt.

Schnell sind wir auch schon am Fluss der gestaut wird und fahren durch ein wirklich unbeschreiblich schönes Tal. Unten sehen wir den türkisfarbenen Fluss, links und rechts sind hohe Berge. Eine einmalig schöne Strecke. Der Toktogul-Stausee, der größte Stausee in Kirgisistan. Wir hatten eigentlich vor auch dort am Fluss in der Nähe von Kara Köl zu campen, ein Tipp von Overländer, aber leider sind diese schönen Plätze von Reisenden völlig zugemüllt. Warum können eigentlich die meisten ihren Müll nicht wieder mitnehmen? Alle wollen die schönen Stellen genießen, aber hinterlassen den Nachfolgenden Reisenden immer ihre Hinterlassenschaften. Ist das so eine Art Markierung wie bei den Hunden???

Die Colaflasche ist noch harmlos. Wir stehen oben. Ein Weg führt unten ans Wasser und unten ist dann ein Wäldchen, uneinsehbar von der Straße, sehr romantisch, aber nichts für uns!

Wir fahren also weiter und bestaunen und genießen die Landschaft. Die Berge wechseln ihre Farbe von rot bis schwarz, die Hügel sind gestaucht oder fallen wie ein wunderbarer Vorhang ins Tal. Dann erscheinen runde grüne Hügel, die sanft ineinander verschmelzen. Das Auge kann sich nicht satt sehen. Wir dachten schon die Iranischen Berge oder auch Göreme in der Türkei kann man nicht toppen, aber diese Landschaft bewegt uns sehr, sie ist einfach unbeschreiblich schön.

Wir kommen in Toktogul an und fahren zu Rahat Guest House. Eine kirgisische Familie betreibt dort eine Pension mit vielen Zimmern. In der Mitte steht eine Jurte und im Garten wieder Betten, auf denen man Sitzen und essen kann.

Im Hof steht bereits schon ein Motorrad, das nach langen Reisen aussieht. Wir bekommen noch ein Zimmer.

Gegenüber sitzt ein Paar und unterhält sich mit der Besitzerin. Ich frage nach einem Messer für unsere Melone ? und wir kommen ins Gespräch. Das Paar kommt aus Neuseeland, Dick and Diana. Sie sind mit ihrem Motorrad in Vladiwostok gestartet und haben die Tour hinter sich, die wir noch vor uns haben. Wir laden sie ein die Melone mit uns zu teilen. Sie stimmen freudig zu.

So unterhalten wir uns ein paar Stunden über unsere Reise. Sie geben uns Tipps für unsere Fahrt, geben uns die Adresse für die Fähre nach Korea sowie die Adresse von einer Schiffsagentur für die Verschiffung des Volvos.

Die Mongolei sei eindeutig die schlimmste Strecke für sie gewesen, mit unserem Auto wären wir dort nicht durchgekommen.

Und sie können das einschätzen, denn sie sind schon um die ganze Welt gefahren, von Kanada bis zum Feuerland, durch Afrika und nun von Ost nach West. Den Iran, Armenien, Georgien und die Türkei haben sie schon durchfahren. Sie reisen seit 2012 und sind nun 72 bzw. 71 Jahre alt.

Jetzt müssen wir unsere Fahrt in die Mongolei noch gut überlegen. Wir wussten ja schon vorher, dass dies die schlimmste Route für das Auto wird.

Dick und Diana aus Neuseeland

5.8.2019

Wir frühstücken an einem großen Tisch mit vielen unterschiedlichen Gästen und führen nette Gespräche. Es sind junge Backpacker da, die mit einem Guide die Länder Kirgisistan und Tadschikistan durchfahren oder ein französisches Ehepaar in unserem Alter aus Nizza, die auch mit Rucksack unterwegs sind und Kirgisistan mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß erkunden. Er spricht auch Deutsch und erzählt uns, das er gerne auch zum Skilaufen nach Kasachstan fährt, das sei einmalig schön im Winter.

Wir fahren weiter in Richtung der Usbekischen Hauptstadt Bishkek. Ich habe ein Hotel ausgesucht mit Namen Koisha. Es liegt mitten im Zentrum, nahe dem Basar und hat einen ruhigen Innenhof und Parkplatz.

Die Fahrt geht wieder über zwei Pässe, genau wie zum Pamir Highway, allerdings sieht diese Landschaft wieder ganz anders aus. Unser Volvo schafft auch diese spektakulären Pässe mit Bravour, auch wenn ihm ab und zu mal ein paar Pferde im Weg standen.

Vor lauter Anspannung habe ich hauptsächlich nur mit einer Kamera fotografiert und kann leider nur ein paar Fotos hochladen. Habe dafür aber ein paar Fotos der „Alternativen Jurten“ gemacht.

Das Hotel in Bishkek finden wir sofort. Leider fällt heute fast immer der Strom aus und unser Zimmer ist recht dunkel.

Aber wir wollen eh lieber in den Garten, essen unsere Reste im schönen Garten, können uns Tee dazu kochen und unterhalten uns mit einer älteren Frau, die vor einem Laptop sitzt. Sie ist Italienerin und schon seit einigen Jahren in der Welt unterwegs. Sie erzählt uns ihre Reisewege und es klingt schon recht merkwürdig. Eigentlich wollte sie unterwegs Italienisch für Leute kochen, aber das hat wohl nicht funktioniert. Anscheinend hat sie keine Familie oder muss mit wenig Geld auskommen, aber das zu fragen habe ich mich nicht getraut.

Sie schreibt ein Kochbuch mit alten Rezepten, die sie historisch beschreibt und mit Geschichten hinterlegt. Sie ist gerade fertig und wenn wir es richtig verstanden haben, schauen sich jetzt Lektoren das Buch an, damit es bei Amazon angeboten werden kann. ?

Es gesellt sich Jeanne zu uns, eine französische Journalistin. Sie ist, wie Sie mir am nächsten Morgen erzählt, 70 Jahre alt und als wir über unsere Firmen erzählen teilt sie uns mit, dass Sie eigentlich Juristin ist und früher auch als Juristin in einem Unternehmen gearbeitet hat. Sie war 18 Tage in Tadschikistan und nun 18 Tage in Kirgisistan, übermorgen reist sie wieder ab. Jeanne war auch schon im Iran und erzählte uns die schönsten Geschichten.

Die Italienerin möchte nach Afghanistan und Pakistan reisen. Beide sind der Meinung, das man dies einfach machen kann, wenn man öffentliche Verkehrsmittel nutzt, sowie in Hotels übernachtet und tagsüber reist. Na ja, ich hätte jedoch keine Lust nach Pakistan zu reisen. Aber wie heißt noch der Spruch, „Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.“

Und was ist denn eigentlich wirklich gefährlich?

Für manche ist es schon gefährlich die Straße zu überqueren, für andere besteht die Gefahr darin alleine zu Hause zu vereinsamen.

Mit der Motorradfahrerin Diana bin ich im Gespräch auch auf Heidi Hetzer gekommen. Diane erzählte mir, was sie von ihr gehört hatte. Und ich konnte Ihr erzählen, dass Heide Hetzer zwei Mal im PS Speicher in Einbeck war und das sie leider verstorben ist.

Aber auch der Wunsch von Heide Hetzer der Weltenbummlerin ist nicht in Erfüllung gegangen. Sie wollte wohl am liebsten von einem LKW auf der Straße überrollt werden als im Bett zu sterben. Doch auch Heide Hetzer ist zu Hause in Berlin verstorben und nicht auf einer ihrer spektakulären Reisen.

Unsere Reise bleibt eine Reise der Begegnungen. Es ist wirklich interessant, soviel unterschiedliche Menschen kennenzulernen. Warum und weshalb reisen wir? Was bewegt uns oder auch nicht?

Wir jedenfalls haben für uns quasi auf der Hälfte der Reise festgestellt, das es uns sehr gut tut den Alltag hinter uns zu lassen.

Wir sind viel entspannter, blicken auf unser Leben und können nun aus der Ferne erkennen, wohin wir noch wollen, was uns gefällt und was wir ändern möchten. Manche Bilder erkennt man erst aus der Ferne so richtig.

Wir freuen uns schon sehr auf die nächsten Etappen unserer Reise.

Morgen jedoch müssen wir erst noch einmal mit dem Tapir Volvo in die Werkstatt. Das vordere Radlager macht Geräusche. Und wie es der Zufall so will, hat der Hotelmanager morgen mit seinem Auto auch einen Termin in der Werkstatt. Und sie haben auch Zeit für unseren Volvo. Mal sehen, wie sich die Kirgisischen Handwerker schlagen…..

6.8.2019

Auch ein großes Lob an die Kirgisischen Automechaniker. Sie haben sich bestens um den Volvo gekümmert. Das Radlager vorne war nicht kaputt, sondern musste nur nachgestellt werden. In diesem Zusammenhang haben sie aber auch gleich Generalcheck gemacht. Dabei haben sie die defekte Silentbuchse erneuert. Meine Worte: „Dann regst Du dich ja nicht mehr über das Tocken auf.“

Bodos Worte: „Ja und sie haben auch die Verteilergabe gereinigt, die Dichtung der Benzinpumpe erneuert, den Ölstand des Differentials geprüft und aufgefüllt (SAE90) – alles vorbereitet für die mongolischen Straßen oder auch für Sibirischen, falls wir die Mongolei umfahren.“

Preis: 24,-€ und die Autowäsche danach: 4,- €. Nun strahlt der Tapir Volvo wieder. (Und Bodo auch)

Bodo hat in der Waschanlage den Gastarbeiter Jürgen kennengelernt, der mit dem Quad das 1. Mal nach Kirgisistan gefahren ist und jetzt, Jahre später mit dem VW LT. Er hilft dem auch Deutsch sprechenden Waschanlagenbesitzer (Handwäsche) nun bei der Werbung und hat natürlich gleich den Volvo als Werbeträger für das deutsche Publikum in Pose gebracht. Schade, das Foto konnte mir Bodo nicht schicken und AirDrop funktioniert bei Bodo nicht. Aber das Foto poste ich noch nachträglich, versprochen.

Jürgen der Gastarbeiter Werbefachmann???

Ich habe die Zeit genutzt und bin endlich beim Friseur gewesen und habe auch 4,- € ausgegeben und als ich mit Bodo danach auf dem Basar war, ist doch auch tatsächlich Bodo zum Friseur ♂️ gegangen. Die wussten mit diesen dünnen Haaren gar nicht so richtig was sie machen sollten. Die Kirgisen haben sehr kräftiges schwarzes Haar und oftmals auch im Alter noch volles Haar.

Vermutlich muss man diese Haare öfters schneiden, den in Bishkek gibt es unzählige Friseure. Also haben wir diese Chance genutzt und uns hübsch machen lassen für die Weiterreise.

Morgen geht es zum zweitgrößten Gebirgssee der Welt, dem Ysyk Köl. Er liegt 1607 m über dem Meeresspiegel und wird von 118 Flüssen gespeist, hat aber keinen Ablauf. Wir werden dort in einer Jurte übernachten und dann hoffentlich auch endlich einmal im See baden, zumal der Salzgehalt sehr hoch sein soll, 6g/kg.

7.8.2019

Im Emily’s Guest House in Bökönbaev, an der Südküste, übernachten wir in einer Jurte mit drei Betten. Es ist sehr angenehm hier zu liegen, hier der Blick von mir an die Decke.

Ich war noch im Ysyk Köl See schwimmen und das war sehr erfrischend. Überall am See findet man Strände und es Baden viele Leute. Es ist ja der zweitgrößte Gebirgssee nach dem Titicaca-See. Beim Schwimmen hatte ich einen herrlichen Blick auf die schneebedeckten Berge, hinter denen schon China liegt. Wir sind nun schon ganz schön weit im Osten. Heute haben wir die 12000 Kilometer Marke geknackt.

Das Abendessen war lecker, vorweg gab es eine Suppe mit einer mit Mett gefüllten Paprika und danach die Kartoffeln mit Yakfleisch. Dazu tranken wir Tee und es gab Wassermelone und Aprikosen sowie Honig, Bonbons und Plätzchen.

In Kirgisistan machen viele Franzosen Urlaub und auch heute Abend haben wir mit 2 Gruppen, 6 Erwachsene und einem Kind zusammen gespeist.

Sie haben jeweils einen Guide dabei und das war ganz lustig. Einer der Guides meinte, es sei üblich in Kirgisistan zu singen und so versuchten wir es mit französischen Chansons und „Let it be“. Aus Deutschland kennen Sie immer nur Rammstein und das war uns doch zu heftig, zumal dies auch nicht unser Geschmack ist.

Anscheinend hatten die Franzosen am Abend zuvor schon Vodka getrunkenen , denn das Wort Vodka fiel des Öfteren. Da erinnerten wir uns gleich an unsere Flaschen, die wir an der Grenze gekauft hatten und siehe da, nach einigen Toasts war die Flasche schnell geleert und nach dem Yakfleisch tat es wohl auch allen ganz gut. Auch unser Kirgisischer Cognac, Bishkek, musste natürlich von den Franzosen getestet werden, na ja, geht so!

Der Guide meinte, wir sollten den Cognac mit Namen Kirgisistan kaufen, der sei besser. Das machen wir dann an der Grenze, wenn wieder Devisen übrig sind.

Die Kirgisen sagen: „Vodka erhält die Freundschaft“

8.8.2019

Wir reisen weiter, die Hausherrin hat und Emils Guest House empfohlen in der Nähe zur Kasachischen Grenze. Wir waren uns nicht sicher, ob diese Grenze offen ist, weil laut auswärtigem Amt diese Grenze nicht als Übergang angegeben wird. Aber Emil sagt, dass die Grenze auf ist und wir besser die „Gelbe“ Straße nehmen sollen anstelle der „Roten“, die sei noch schlechter. Emils Guesthouse liegt in den Bergen, Jyrgalan ist eine kleine Stadt, die 1950 gegründet wurde und in der es eine Kohlen Miene gab. Dort lebten 5000 Menschen und jetzt würden wir es als Kuhdorf bezeichnen, nachdem die Miene nicht mehr aktiv ist, ist es ein kleines Bergbauerndorf. Emil gefiel dieses Tal, er fährt gerne Ski und liebt Paragliding. So kaufte er ein heruntergekommenes Haus und baute sich diese Pension aus. Er kann, soviel ich das einschätzen kann ca. 20-25 Personen beherbergen. Seine Gäste sind Reisegruppen sowie Backpackers. Er wurde sogar vom Staat gefördert und bekam einen Preis. Er beschäftigt ca. 10 Guides, die Wandergruppen per Pferd oder per Pedes begleiten und 6 Personen sind im Service fest angestellt. Auch andere Leute aus dem Dorf haben Ihre Häuser bereits als Guesthouse umgebaut. Im Winter ist hier Hochsaison, die beste Zeit für ihn, da bleiben die Gäste auch für eine Woche. Die Straßen dorthin werden im Winter auch extra geräumt. Ja die Straßen, das waren für uns jetzt im Sommer 1,5 Std. reine Schotterstraßen, d.h. wir und das Auto waren entsprechen fertig bei der Ankunft. Die Landschaft hat uns aber wieder für die Anstrengung bezahlt.

9.8.2019

Es geht weiter, wir starten um kurz vor 9 Uhr, denn wieder sollen es nur Schotterstraßen sein. Und tatsächlich es wird immer schlimmer. Wir müssen sogar einen Berg hoch und auch wieder runter und bei der Runterfahrt sind wir froh, dass wir diese Strecke nicht rauffahren mussten. Aber der Volvo und Bodo meistern alles wie immer souverän und ich versuche die Pferde und Kühe auf der Strecke mitten auf dem Weg zu verscheuchen. Nach ca. 3 Stunden Schotterstraßen erreichen wir die Grenze.

Ein Schlagbaum mitten in der Landschaft, vorne weht die Kirgisische Flagge und hinten die Kasachische. Direkt nach uns treffen die Gäste aus der Jurte von Emily’s Guest House an der Grenze ein, die die Backpacker aus Emils Guesthouse auf der Strecke mitgenommen haben. Wir hatten ja leider keinen Platz für sie.

So schnell sind wir noch nie an einem Grenzübergang abgefertigt worden.

Länger hat es an einer Abzweigung einige Kilometer zuvor gedauert, wo ich bei einer „Bruchbude“ mit Kirgisischer Fahne, wo die „gelbe“ Straße auf die „rote“ Straße führt, ein Foto gemacht habe. Dort stand allerdings für mich nicht sichtbar ein Uniformierter, der uns bat sofort zu halten. Ein weiterer beleibter Geselle kam dann auf uns zu und sagte, „Foto niet“, kreuzte seine Arme und ich musste das Foto löschen und ihm die Kamera zeigen. Er faselte von irgendetwas, das entweder 3 Jahre Gefängnis oder auch nur 30000 Soms Strafe und Rückfahrt oder so ähnlich heißen soll. Ich versuchte es mit einem Lächeln, aber das kam nicht gut an, auch ok war nicht das richtige Wort. Sein Zauberwort war dann „personal Souvenir“ und da habe ich wohl genau das richtige Gesicht gemacht, so dass er meinte, ab ins Auto und weg.

Ja, so sind wir in Kirgistan verabschiedet worden, aber wir behalten dieses Land in sehr guter Erinnerung.

2 Gedanken zu “Kirgisistan vom 01.08.2019 – 8.08.2019”

  1. Hy Heike und Bodo,
    4 Monate seit ihr schon unterwegs, SUPER. Und gesund und munter ! Heute finde ich erst Euren Blog. Habe ihn nur überflogen erst mal.
    Werde ihn jetzt ständig weiter verfolgen und wünsche Euch alles gute
    der Pedersenfahrer aus Münster
    Wolfgang

    P.S Pedersens gab es auf der Route nicht, wenn doch habt ihr bestimmt die Adresse für Otto notiert

    • Lieber Wolfgang,
      Danke für Deine Worte, wir sind jetzt knapp 3 Monate unterwegs und nein ein Pedersen haben wir noch nicht entdeckt, aber immer wieder Fahrradfahrer unter teilweise schlimmsten Bedingungen. Aber bis auf wenige, die wir vor lauter Vermummung gar nicht erkennen konnten, schauten alle glücklich drein und freuten sich. Aber wir loben uns das Pedersentreffen in Bad Zwischenahn und freuen uns schon auf nächstes Jahr, Glg Bodo und Heike

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